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Zähneknirschen verstehen – wenn die Zähne nachts keine Ruhe finden

Vielleicht hast du es selbst schon erlebt oder von deinem Zahnarzt gehört: Du knirschst oder presst nachts mit den Zähnen. Dieses Phänomen nennt man Bruxismus. Lange Zeit dachte man, es handle sich vor allem um ein Zahnproblem. Heute wissen wir jedoch: Bruxismus ist viel mehr als das. Er steht in engem Zusammenhang mit Schlafstörungen, Stress, Atmung, Körperstatik und manchmal auch mit oralen Restriktionen wie einem verkürzten Zungenband.

Was die Wissenschaft sagt

Eine Übersichtsarbeit von Lobbezoo et al. (2016) beschreibt Bruxismus als oromandibuläre Aktivität, die sowohl tagsüber als auch im Schlaf auftreten kann. Besonders interessant: Bruxismus wird nicht nur als „Fehlverhalten“ der Kaumuskulatur verstanden, sondern als multifaktorielles Geschehen, das mit Schlafqualität, Nervensystem und psychosozialen Faktoren zusammenhängt (PubMed-Link).

Fachartikel Interdisziplinäre Perspektiven auf die Ankyloglossie von Ralf Vogt MSc.

Warum Schlaf eine Schlüsselrolle spielt

  • Bei Säuglingen und Kindern
    Studien zeigen, dass schon im frühen Kindesalter Bruxismus auftreten kann. Eine große Übersicht (Bulanda et al., 2021) nennt Häufigkeiten von 13 % bis fast 50 % bei Kindern – häufig im Zusammenhang mit gestörtem Schlaf, Stress oder Atemproblemen (PMC-Link).
    Kinder mit eingeschränkter Nasenatmung oder vergrößerten Mandeln haben ein besonders hohes Risiko (Oh et al., 2021, ScienceDirect-Link).

  • Bei Erwachsenen
    Schlafbruxismus ist stark mit Schlafarchitektur, Mikro-Aufwachreaktionen und vegetativem Nervensystem verknüpft. Das bedeutet: Wenn der Schlaf nicht erholsam ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Muskulatur nachts unkontrolliert arbeitet.

  • Hier geht`s zum Blogbeitrag: Mundatmung bei Babys und Kindern: Ursachen, Symptome & Behandlung – KörperRaum
Mundatmung Untersuchung bei Baby & Kinder – interdisziplinäre Diagnostik, Kompetenzzentrum Körperraum Illertissen

Orale Restriktionen – die unterschätzte Ursache

Ein Aspekt, der zunehmend Beachtung findet, sind orale Restriktionen wie ein verkürztes Zungenband (Ankyloglossie). Diese können zu Mundatmung, falscher Zungenruhelage und gestörter Atmung im Schlaf führen – und damit indirekt auch Bruxismus fördern.

  • In einer Studie von Baxter et al. (2020) verbesserten sich nach einer Zungenband-Operation nicht nur Stillen und Sprache, sondern auch der Schlaf deutlich (PubMed-Link).

  • Publikation (Vogt & Moghtader, 2025) betont, dass Ankyloglossie funktionelle Folgen auf Atmung, Sprache, Schlaf und Haltung haben kann und nur interdisziplinär gut behandelt werden sollte (Artikel-PDF).

  • Hier erfährst Du mehr zum Thema „orale Restriktionen“: Orale Restriktionen bei Kindern und Babys | KörperRaum
Zungenband-Untersuchung bei Baby – interdisziplinäre Diagnostik

Beckenboden, Core-System und Zähneknirschen

Ein Bereich, der oft vergessen wird, ist der Beckenboden. Er bildet zusammen mit Zwerchfell, Bauch- und Rückenmuskulatur das sogenannte Core-System – das Kernmuskelsystem unseres Körpers. Wenn dieses System nicht im Gleichgewicht arbeitet – etwa weil der Beckenboden zu schwach ist oder in Dauerspannung steht – gerät die gesamte Körperstatik ins Ungleichgewicht.

Studien zeigen, dass:

  • Frauen mit Beckenbodenstörungen häufiger an Schlafproblemen leiden (Peinado-Molina et al., 2024, PMC-Link).

  • Stressreaktionen gleichzeitig orofaziale Muskulatur und Beckenbodenmuskulatur betreffen können (Mínguez-Esteban et al., 2024, PMC-Link).

  • Die funktionelle Einheit aus Beckenboden, Zwerchfell, Rumpfmuskulatur und Rücken in synergistischer Zusammenarbeit die Körperhaltung stabilisiert. Gerät diese Balance aus dem Takt, können Fehlspannungen bis in die Halswirbelsäule und den Kiefer weitergegeben werden (Tim & Mazur-Bialy, 2021, MDPI-Link).

Das bedeutet: Ein verspannter Beckenboden kann indirekt auch das Risiko für Bruxismus erhöhen, indem er Fehlspannungen über die myofaszialen Ketten bis zum Kiefer überträgt – oder den Schlaf stört, der wiederum entscheidend für Bruxismus ist.

Besonders wichtig ist daher eine funktionelle Diagnostik:

    • Wie stark ist der Beckenboden?
    • Kann er gut loslassen?
    • Wie gut ist die Kontrolle im Alltag?

Heute gibt es dafür moderne Tools – etwa das Pelvic Tool mit Biofeedback-App, das wir in unserer Praxis einsetzen. Damit können wir die Becken-bodenfunktion objektiv messen können.

Mechanik der Mundatmung – wie Zunge, Zwerchfell & Beckenboden zusammenarbeiten

Folgen unbehandelter Schlafstörungen

  • Im Säuglingsalter: Stillprobleme, häufiges Aufwachen, Koliken, Atemstörungen.

  • Im Kindesalter: Konzentrationsprobleme, Zahnfehlstellungen, Sprachstörungen.

  • Im Erwachsenenalter: Chronischer Stress, Kopfschmerzen, Kieferprobleme, Erschöpfung.

Eine aktuelle Studie (Irradre-Burusco et al., 2024) beschreibt, dass Bruxismus bei Kindern oft mit schlafbezogenen Atemstörungen wie obstruktiver Schlafapnoe kombiniert vorkommt (Wiley-Link).

Mundatmung Untersuchung bei Baby & Kinder – interdisziplinäre Diagnostik

Interdisziplinäre Zusammenarbeit – der Schlüssel

Weil Bruxismus so viele Ursachen haben kann, braucht es Teamarbeit. Dazu gehören:

    • Zahnärzte mit Spezialisierung auf Schlafmedizin und Funktion

    • HNO-Ärzte und Pneumologen, wenn Atemwege oder Schlafapnoe im Vordergrund stehen

    • Schlafmediziner, wenn Schlafarchitektur oder neurologische Aspekte beteiligt sind

    • Osteopath:innen und Physiotherapeut:innen, um Spannungen im Körper – vom Beckenboden bis zum Kiefer – zu regulieren

    • Logopäd:innen / Myofunktionstherapeut:innen, wenn Zungen- oder Schluckmuster beteiligt s

interdisziplinare Zusammenarbeit

Unser Ansatz im KörperRaum

Wir verstehen Zähneknirschen nicht als isoliertes Problem. In unserer Praxis schauen wir:

  • Liegt der Ursprung eher im Bereich Schlaf oder Atmung?

  • Spielen orale Restriktionen eine Rolle?

  • Ist das Core-System im Gleichgewicht, oder gibt es hier Spannungsmuster, die bis in den Kiefer reichen?

  • Ist der Beckenboden in seiner Funktion ausreichend kräftig, elastisch und kontrollierbar?

Dafür bieten wir in unserer Praxis eine osteopathische Diagnostik an. Mit modernen Verfahren wie dem Pelvic Tool (Biofeedback-App) können wir deinen Status quo erfassen und dir erklären, wo du stehst. Gemeinsam entscheiden wir, ob eine osteopathische Behandlung sinnvoll ist oder ob wir dich an einen passenden Netzwerkpartner weiterempfehlen.

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Fazit

Bruxismus ist weit mehr als „Zähneknirschen“. Dahinter steckt oft ein Zusammenspiel von Schlafstörungen, Atemproblemen, oralen Restriktionen, Core-System-Dysbalancen und Stress. Besonders wichtig ist die frühzeitige Abklärung im Kindesalter, um spätere Folgeschäden zu vermeiden.

👉 Wenn du selbst betroffen bist oder dein Kind Anzeichen zeigt: Vereinbare gerne einen Termin bei uns zur osteopathischen Diagnostik und zum Gespräch. Wir klären mit dir, wo die Ursachen liegen – und begleiten dich gemeinsam mit unserem interdisziplinären Netzwerk auf dem Weg zu besserem Schlaf, entspannter Muskulatur und einem funktionierenden Core-System.

Herzlichst 🧡 Dein Team von Körperraum Osteopathie, Naturheilkunde und Physiotherapie Vogt 🙂

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